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Guide Bio-Baumwolle

Glein Bio
Baum
wolle

In      a
      Nutshell

Bio-Anbau erfolgt unter Verwendung von gen-unverändertem Saatgut, biologischer Düngung sowie ohne Pestizideinsatz. Angebaut wird nicht in Monokulturen sondern in Fruchtfolge. Bäuer:innen erhalten dabei Abnehmgarantien für ihre Ernten. Weitere Merkmale sind kontrollierte Grenzwerte der Abwasser- und Abluftreinigung sowie Staub- und Lärmgrenzen, gerechte Entlohnung und Verbot von Kinderarbeit.



Warum      Bio-
      Baumwolle?

Bio-Baumwolle hat im Unterschied zu konventioneller Baumwolle

  • 91 % weniger Wasserverbrauch
  • 62 % weniger Energieverbrauch
  • 46 % weniger CO2-Emissionen
  • 70 % weniger Einfluss auf Übersäuerung des Bodens
  • 20 % weniger Nährstoffeinträge in den Boden

Soil Association, 2015, UN-Klimakonferenz



Geschichte

Die Anfänge des planvollen Baumwollanbaus lassen sich bis auf die Maya und Inka zurückführen. War Baumwolle im Europa des 16.Jahrhunderts aufgrund der teuren manuellen Herstellung noch ein Luxusgut, verdrängte die Faser nach Erfindung der industriellen Spinnmaschinen zunehmend Leinen und Hanf. Heute werden die Hälfte aller Kleidungsstücke aus ihr hergestellt. Der biologische Anbau macht davon jedoch bloß 1% aus.

Pestizide      &
      Emissionen

Weil Baumwollpflanzen anfällig für Schädlinge sind, ist im konventionellen Anbau der Einsatz von synthetischen Pestiziden gängig. Meist wird großflächig in Monokulturen angebaut und jedes Feld im Jahr um die 20-mal besprüht. Der Baumwollanbau ist damit für 10 bis 20% des globalen Pestizideinsatzes verantwortlich, obwohl er nur 2,5% aller Agrarflächen einnimmt. Dies gefährdet die Biodiversität, schädigt Böden, Gewässer und die Gesundheit der Bäuer:innen. Selbst im fertigen Textil, sind viele der Chemikalien noch nachweisbar.

Beim Bio-Anbau ist der Gebrauch von chemischen Dünge- und Pflanzenschutzmitteln verboten. Hier wird auf sanfte Mittel wie Kompost und Erhaltung der natürlichen Feinde der Baumwollschädlinge gesetzt. Laut der Organisation Textile Exchange verursacht biologische Baumwolle dadurch gar 46% weniger Treibhausgas als konventionelle. Da der Boden in seiner natürlichen Wurzelbiomasse erhalten bleibt, dient er zudem als Kohlenstoffsenke, die CO2 aus der Atmosphäre bindet.



Gen
      veränderung

Der Anbau von genmanipulierten Baumwollpflanzen ist mit 70% weltweit enorm verbreitet. Genetisch veränderte Baumwollpflanzen sind resistent gegen bestimmte Schädlinge und Umweltbedingungen. Ihre Nutzung geht jedoch immer mit Risiken einher geht: Verlust der genetischen Vielfalt, Bildung von Resistenzen bei Schädlingen, Abhängigkeiten von den Saatguthersteller:innen sind nur einige davon. Der Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen lässt sich außerdem nicht genau begrenzen. Wind und Insekten tragen die Pollen kilometerweit, sodass die veränderten Gene auf herkömmliche Pflanzen übertragen werden können.

Im Bio-Anbau produziert die Baumwollpflanze selbsttätig Samen, aus denen wieder neue Pflanzen wachsen. Das hilft Bäuer:innen, die Kosten für teures Saatgut einzusparen ohne dafür Kredite aufnehmen zu müssen.

Wasser
      verbrauch

Die Baumwollpflanze benötigt überdurchschnittlich viel Wasser, wird jedoch häufig in Trockengebieten unter Einsatz künstlicher Bewässerung angebaut. Im Durchschnitt werden so für die Produktion von einem Kilogramm Baumwolle rund 11.000 Liter Wasser benötigt. Das Austrocknen des Aralsees auf ein Zehntel seiner ursprünglichen Fläche ist nur eine der drastischen sichtbaren Auswirkungen davon.

Verantwortlich für den hohen Wasserverbrauch sind monokultureller Anbau, schlechte Standortwahl und unzureichende Bewässerungssysteme. Bei der gängigen Oberflächenbewässerung verdunstet etwa das verwendete Wasser. Die effizientere Methode der Tröpfchenbewässerung, versorgt auch den Boden unter der Erdoberfläche mit Wasser. Der Bau einer solchen Anlage ist jedoch kostenintensiv und für Bäuer:innen meist nur schwierig zu bewältigen.

Bio-Anbauprojekte kommen dagegen oft ganz ohne künstliche Bewässerung aus oder nutzen nachhaltige Bewässerungssysteme. Auch bewältigt die gen-unveränderte Baumwollpflanze Trockenphasen wesentlich besser.


Arbeits
      bedingungen

95% der Baumwollbäuer:innen leben in Schwellen- und Entwicklungsländern. Oft kann bei der Feldarbeit keinerlei Schutzkleidung getragen werden. Schwere Schäden bis zum Tod können die Folge sein. Auch ist Kinderarbeit im konventionellen Baumwollanbau verbreitet. Oftmals stehen die Kinder dabei bis zu 12 Stunden auf den Feldern. Die Androhung von Gewalt zur Erfüllung der Erntequote, gehört in diesem Zusammenhang zum Alltag.

Der Kauf der Bio-Baumwolle von unabhängigen Kleinbäuer:innen verbessert die Lebens- und Umweltbedingungen in den Produktionsländern nachhaltig.

Unsere
      Bio-Baumwolle

Wir verwenden ausschließlich Bio zertifizierte Baumwolle höchster Qualitätsstufe, die manuell und ohne Einsatz von Gentechnik, chemischen oder synthetischen Pestiziden gesät und geerntet wird. Die Bäuer:innen verwenden zur Schädlingsbekämpfung Nützlinge und natürliche Mittel wie z.B. Neem-Extrakt. Aufgrund der günstigen Klima- und Bodeneigenschaften eignet sich Tansania besonders gut für den Bio-Baumwollanbau. Auf künstliche Bewässerung kann dort weitgehend verzichtet werden. Um die Fruchtbarkeit des Bodens und die Biodiversität zu erhalten sowie Bodenerosionen vorzubeugen, wird unsere Bio-Baumwolle in Fruchtfolge angebaut. Die Bäuer:innen werden fair entlohnt und erhalten eine Absicherung bei Ernteausfall.


Nachteile   &
      Alternativen

Selbst beim streng ökologischen Anbau ist und bleibt Baumwolle eine anspruchsvolle Pflanze mit hohem Wasserverbrauch. Zudem werden auch durch Spinnen, Weben und Färben von Rohbaumwolle Emissionen frei und Energie wird verbraucht.

Alternativen natürlicher Kleidungsfasern können Leinen oder Hanf darstellen. Einige Eigenschaften dieser Pflanzen wie die unregelmäßige Strukturierung und die Schwierigkeit der industriellen Verarbeitung machen beide jedoch immer noch zu teuren Gegenstücken.

Lenzing Modal, aus dem unser 50/50 Jersey entwickelt wurde, verwendet nachwachsendes Buchenholz und sorgt damit für einen besonders weichen, ressourcenschonenden Stoff. Insbesondere in der Verwebung mit Bio-Baumwolle entsteht ein anschmiegsamer Jersey für T-Shirts, Sweatshirts und Sweatpants.


Recycling

Textilrecycling im Sinne der Umschneiderung von Stoffen gibt es seit Jahrhunderten. Heute ist Kleidung jedoch so billig produziert, dass Entsorgung naheliegender scheint als arbeitsintensive Reparatur gemäß der Idee von Circular Fashion.

Es gibt zwei Arten Textilien zu recyceln: Chemisches Recycling zerkleinert Kunststoff mittels Chemikalien in seine Grundbausteine und verarbeitet diese zu neuen Polyesterfasern. Eine andere Möglichkeit ist mechanisches Zerhäckseln von Baumwolle. Da dabei die Fasern allerdings reißen, kann aus Recyclingfasern alleine keine haltbare Kleidung produziert werden. 

Während die Kunststoffindustrie bereits seit Jahrzehnten PET durch Enzyme abbauen kann, macht die Mischung der Fasern den Textilbereich zum Problemfall. Die Mehrheit der Kleidungsstücke besteht jedoch aus Fasermischungen – etwa Baumwolle mit Polyester, die Recyclingprozesse verkomplizieren. Je mehr verschiedene Fasern ein Kleidungsstück enthält, desto aufwändiger gestaltet sich der Prozess und wird damit unrentabel. Die im Handel erhältlichen recycelten Stoffe werden darum tatsächlich aus alten Plastikflaschen anstatt aus alten Stoffe hergestellt, während gebrauchte Kleidung zunehmend nach Afrika und Osteuropa exportiert wird. Altkleiderspenden sind dort jedoch nicht immer von Nutzen. Sie bedrohen die lokale Textilproduktion oder landen auf offenen Mülldeponien. Kenia, Ruanda, Uganda und Tansania versuchten daher bereits Importstopps für Altkleider zu implementieren, scheiterten jedoch an Restriktionen der USA.

Bestehen Alttextilien vollständig aus Baumwolle, so kann daraus recycelte Baumwolle gewonnen werden. Die durch den Prozess verkürzten Fasern vermindern jedoch deren Strapazierfähigkeit gravierend und stellen daher, selbst bei weniger Ressourcenverbrauch als für Anbau und Transport neuer Baumwolle, keine abschließende Lösung dar.

Recycling kann also zusammenfassend zur Ressourcenschonung beitragen, die Hauptursache der Überproduktion von billiger Kleidung minderer Qualität ­bleibt dadurch jedoch unverändert.