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Nachhaltige Leder

Glein Nachhaltige
Leder

In      a
      Nutshell

Nachhaltige Leder …

  • werden nur mit hochwertigen Gerbstoffen gefertigt.
  • stammen aus Gerbereien mit einer zeitgemäßen Wasseraufbereitung.
  • werden unter sicheren und gerechten Arbeitsbedingungen gefertigt.
  • geben beim Tragen keine bedenklichen Stoffe an die Haut ab.
  • haben eine möglichst naturbelassene Oberfläche.
  • verwerten ausschließlich anfallende Rohhäute aus der Nutztierhaltung, die andernfalls entsorgt werden müssten.

Im Allgemeinen korreliert die Nachhaltigkeit von Ledern stark mit deren Preis. Billiges Leder, wie in der Fast Fashion verwendet, ist ein problembehaftetes Material und wird oft unter bedenklichen Arbeitsbedingungen ohne Rücksicht auf Mensch und Umwelt hergestellt.

Viele Europäische Leder werden in Ländern mit nachlässigeren Regelungen vorgegerbt und in der EU lediglich veredelt. Daher sagt das „Made in“ bei Ledern oft nur wenig über den gesamten Gerbprozess aus. Die Gerbmethode selbst, ob vegetabil, mineralisch oder synthetisch gegerbt, gibt wiederum keinen Aufschluss über die Nachhaltigkeit des Leders.

Ganzstufig in der EU gegerbtes Leder kann als sehr nachhaltig bewertet werden, ist aufgrund seines hohen Preises allerdings weniger verbreitet. In hochwertige Lederwaren zu investieren, bedeutet darum Verbesserungen für Mensch, Tier und Umwelt.

Pi mal Daumen gilt: Je weniger beschichtet und je hochwertiger ein fertiges Lederprodukt, desto nachhaltiger ist dessen Leder.


Geschichte

Leder ist ein langlebiges, formbares und atmungsaktives Naturprodukt, das ästhetisch altert und aufgrund seiner Reparaturfreundlichkeit Vorteile für die Ressourcenschonung bietet. Bereits in der Jungsteinzeit wurde Leder zum Schutz vor Wind und Wetter verwendet – auch der „Ötzi“ trug so bereits lederne Schuhe und Kleidung. Die heutige konventionelle Lederindustrie verursacht jedoch ökologische, soziale und ethische Schäden, die sich von Verletzungen des Tierwohls über risikoreiche Gerbungen bis zur Emittierung bedenklicher Schadstoffe von Lederabfällen erstrecken.


Warum kein Tier
      für EU Leder stirbt

Europäisches Rindsleder ist ein anfallendes Nebenprodukt der Lebensmittelherstellung. Der Wert einer ungegerbten Rohhaut deckt in etwa ein Fünfzigstel der Futterkosten eines ausgewachsenen Rindes. Deshalb erfolgt eine Schlachtung zur reinen Hautgewinnung schon allein aus Kostengründen nicht. Teilweise werden europäische Rohhäute auch entsorgt, da konventionelles Leder deren Preisniveau um ein Vielfaches unterbietet.

Fertige Lederprodukte aus europäischem Rindsleder stammen also immer von geschlachteten Fleischkühen oder von Kühen, die zu alt für die Milchgewinnung waren.


Gerbverfahren
      im Detail

Es gibt konkret drei unterschiedliche Verfahren um Leder zu gewinnen: Die pflanzliche Gerbung, die Mineral- oder auch Chromgerbung, und die synthetische Gerbung.

Bei Verwendung hochwertiger Gerbstoffe und einer zeitgemäßen Wasseraufbereitung sind alle drei Verfahren in ihrer Nachhaltigkeit als sehr ähnlich einzustufen.


1. Pflanzliche
      Gerbung

Die pflanzliche Gerbung ist das manuellste, ursprünglichste und aufwendigste Gerbverfahren, welches nach jahrhundertealter Tradition mit organischen Stoffen in Fässern verfährt. Das Leder behält dabei viele seiner natürlichen Eigenschaften: Es dunkelt unter UV-Strahlung nach, muss meistens kaum beschichtet werden und bildet mit der Zeit eine intensive Patina. Häufig wird diese Gerbmethodemit der Applikation verschiedener Wachse und Öle kombiniert, die dem fertigen Produkt seinen typischen Ledergeruch verleihen. Pflanzlich gegerbtes Leder wie etwa Vacchetta wird mit Verwendung immer weicher und altert natürlich.


2. Chrom- bzw.
      Mineralgerbung

Die Mineralgerbung ist das schnellste, günstigste und technisch einfachste Gerbverfahren, das mit einer Verbreitung von 80% weltweit führend ist. Im Gegensatz zu pflanzlich gegerbten Ledern haben mineralgegerbte einen weicheren, etwas künstlicheren Griff und reagieren unempfindlicher auf Umwelteinflüsse wie z.B. Wasser.

Durch den zügigen Prozess verbraucht diese Methode die wenigsten Chemikalien und kann – bei Verwendung hochwertiger Gerbstoffe, eines korrekten Verfahrensablaufes und moderner Wasseraufbereitung – sogar als das nachhaltigste Gerbverfahren angesehen werden.

Die große Problematik der Mineralgerbung ist jedoch, dass durch Verunreinigungen im Gerbprozess oder dem Einsatz minderwertiger Chemikalien, gefährlicher Nebenstoffe wie Chrom VI anfallen können. Dadurch hat die Mineralgerbung einen schlechten Ruf erhalten. Durch den technisch relativ einfachen und preiswerten Prozess wird sie darüber hinaus von Niedriglohnländern favorisiert und oft ohne strikte Verfahrens-Richtlinien, angemessenen Arbeiter:innenschutz sowie ohne ausreichende Wasseraufbereitung ausgeführt.

Ganzstufig in Europa mineralgegerbte Leder gehören dagegen zu den nachhaltigsten Ledern am Markt. Deutlich wird dies vor allem bei einem Vergleich der CSB-Bilanz. Die Abkürzung CSB steht für „Chemischen Sauerstoffbedarf“ (im Englischen auch COD, „Chemical Oxygen Demand“ genannt). Dieser Wert gibt an, wie viel Sauerstoff benötigt wird, um nahezu alle organischen Verbindungen zu oxidieren. Er wird in der Lederproduktion verwendet, um die Umweltfreundlichkeit von Gerbverfahren in Hinblick auf Abwässer und chemische Abfälle zu bestimmen. Je niedriger der Wert, desto nachhaltiger das Verfahren.

Im direkten Vergleich von 2009 ermittelten Daten des FILK „Forschungsinstituts für Leder und Kunstoffbahnen“ wird ersichtlich, dass der CSB-Wert der pflanzlichen Gerbung vor dem Klärverfahren sogar denjenigen der mineralischen übersteigt. Nachdem dem Einsatz einer fachgerechte Abwasser-Kläranalage liegen jedoch alle drei Gerbverfahren gleich auf.


3. Synthetische
      Gerbung

Die seltenste Gerbmethode ist die synthetische Gerbung, die vor allem für technische Spezial-Leder mit einem spezifischen Einsatzgebiet verwendet wird. Durch sie kann die Autoindustrie UV-beständige Ledersitze und die Schuhindustrie orthopädische feuchtigkeitsabsorbierende Futterleder herstellen. Für Leder, die eine breiten Palette an Eigenschaften aufweisen sollen, wird die synthetische Gerbung hingegen nicht verwendet.


Risiken außerhalb
     Europas

Die Vergiftung der Umwelt durch unter anderem Chrom VI im Umfeld von Gerbereien wurden vom „Blacksmith Institute“ 2011 unter die zehn schlimmsten Umweltsünden weltweit eingeordnet. Ihrem Umweltgiftbericht zufolge befinden sich die meisten zu Verschmutzung beitragenden Gerbereien in Asien. Allein in der Region Hazaribagh in Bangladesch fallen jährlich 7,7 Millionen Liter Schmutzwasser und 88 Millionen Tonnen Restmüll in den über 200 Gerbereibetrieben an. Chrom VI, Kobalt, Blei und Quecksilber gelangen aufgrund fehlender Kläranlagen direkt in Boden und Grundwasser. Toxischer Schlamm und Abwässer können so das Pflanzenwachstum hemmen und die Lebensgrundlage der Bevölkerung in der Nähe der Gerbereien gefährden.

Eine 2022 von der Südwind-Partnerorganisation „Bangladesh Labour Foundation“ durchgeführte Studie zeigte darüber hinaus gravierende arbeitsrechtliche Verstöße in der Lederindustrie. Die Mehrheit der Befragten gaben an, unter gesundheitlichen Folgen und ungeregelten Arbeitsbedingungen zu leiden. 75% meldeten das Fehlen von Schutzausrüstung, die hochgiftige und erbgutschädigende Chemikalien abhalten könnte, welche Allergien, Hautentzündungen und sogar Krebs auslösen können. Mehr als die Hälfte erhielt bei bis zu 60 Stunden Arbeitszeit Löhne unterhalb des nationalen Mindestlohns und weit unterhalb eines existenzsichernden Minimums. Weil die Gerbereien im Eigentum von Regierungsmitgliedern stehen und aufgrund ihrer niedrigen Kosten auch von europäischen Labels anvisiert werden, wird eine Verbesserung der Lage in den kommenden Jahren nicht erwartet.


Leder
      alternativen

In letzter Konsequenz stammt Leder immer von Tieren, verwendet Chemikalien und verbraucht Wasser. Alternativen können neue Materialien auf künstlicher wie auf natürlicher Basis darstellen.

Während Kunstleder aus PVC oder PU in Hinblick auf Wasser- und Sonnenresilienz sehr gut abschneiden, langlebig und relativ flexibel in der Anwendbarkeit sind, sind diese Kunststoffe kaum atmungsaktiv, feuchtigkeitsabsorbierend und nicht biologisch abbaubar.

Bonded Leather, Lefa oder recyceltes Leder als Mischung kleinster Partikel alten Leders mit Kunststoff, können in speziellen Anwendungen Vorteile gegenüber reinen Kunststoffen bieten und sind im allgemeinen ressourcenschonender. In vielen Anwendungen benötigen sie jedoch zusätzlich eine intensive Beschichtung.

Pilz- und Korkleder sowie teils-organische Werkstoffe aus Ananas, Äpfeln, Trauben oder Eukalyptus sind vielversprechend, benötigen für eine langfristige Performance zumeist jedoch noch relativ hohe Mengen an synthetischen Bindemitteln und/oder Beschichtungen.

Bei Glein testen wir seit Jahren diverse Lederalternativen. Im direkten Vergleich sind die derzeit für uns erhältlichen Materialien in Hinsicht auf deren Rohmaterial-Transparenz, der Verwendung synthetischer Bindemittel, sowie deren gesundheitlichen und technischen Eigenschaften in der Nutzung unseren Ledern noch unterlegen und bieten aus unserer Sicht weder aus ethischer, sozialer noch ökologischer Perspektive einen klaren Vorteil.

Doch die Entwicklung neuer, umweltschonender Lederalternativen schreitet stetig voran. Darum ist es unser klares Ziel, künftig auch vegane Alternativen anzubieten, und stetig zu einer besseren Zukunft für Mensch, Tier und Umwelt beizutragen.

Unsere
      Leder

Je nach Einsatzzweck verwenden wir möglichst naturbelassene, vollnarbige Anillin- und Vacchettaleder von bester Qualität. Wir arbeiten ausschließlich mit europäischen Gerbereien und all unsere Hauptleder entstammen Betrieben, die zusätzlich nach dem höchsten Standard Gold der Leather Working Group zertifiziert sind.

Durch unser direct-to-consumer Geschäftsmodell mit möglichst geringen Handelsspannen versuchen wir nachhaltige Materialien möglichst zugänglich zu machen. Daher verarbeiten wir durchgängig hochwertigste Leder, die bei konventionellen Labels erst in wesentlich teureren Produkten Verwendung finden können.

Unseren wichtigsten Lieferanten sind:

https://groupe-saturne.com/en/
https://conceria800.it/en/
https://www.heinen-leather.de